Seit 2015 fährt Jan in internationalen Meisterschaften. Nun wurde es endlich wahr, ein Heimrennen in Österreich stand auf dem Programm. Eine wunderschöne Vorstellung, die Wetterprognosen bremsten die positiven Emotionen jedoch etwas ein. Quasi Dauerregen und Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad wurden berichtet.

 

Jan war seit 2014 nicht mehr am Red Bull Ring. Damals auch schon auf einer 1000er BMW seines Vaters. Das war jedoch zum Spaß, da hat sich einiges geändert. Noch immer mit Spaß aber lange nicht mehr zum Spaß ist angesagt.

Der Freitagmorgen war trocken, aber kalt. Jan benötigte ein paar Runden, um sich mit der Strecke vertraut zu machen. Es lieft nicht wirklich zufriedenstellend. Jan konnte das Bike am Kurveneingang nicht gut ein die Kurve bekommen, überbremste meistens und es fehlte deswegen der Kurvenspeed. Am Problem wurde intensiv gearbeitet. Zentral dabei war David, Jan's Elektronik- und Fahrwerksingenieur. Er hatte eine harte Anreise hinter sich. Am Donnerstag bis um 17:00 in Belgien in der Arbeit, dann rasch nach Hause, die ganze Nacht zum Red Bull Ring fahren und früh morgens den ersten Tag an der Strecke in Angriff nehmen. Hut ab und vielen Dank an dieser Stelle.

Zu all den klassischen technischen Versuchen, das Setup des Bikes in den kritischen Punkten zu verbessern, gesellte sich ein anderer Gedanke. Jan ist ein sehr analytischer Motorradrennfahrer. Alles wird hinterfragt und analysiert. Das war in der Vergangenheit sehr wichtig und mit Sicherheit der Schlüssel für den schnellen Aufstieg in die Superbike Klasse. Teamchef Werner und andere Personen im Kernteam vermuteten, etwas mehr Platz für die nicht linearen Fähigkeiten, das Gefühl also, könnten bei Jan einen freieren Kopf und somit vielleicht eine fahrtechnische Lösung für das Problem bringen.

Weil ansonsten Ratlosigkeit vorherrschte, nahm sich Jan am Samstag für das erste Qualifikationstraining vor, sich nichts vorzunehmen. Einfach raus auf die Strecke, ordentlich andrücken und Freude daran haben. Das klingt nach einem sehr schrägen und etwas unprofessionell anmutenden Plan. Wir dürfen dabei nicht vergessen, es geht immer um das Zusammenspiel von Bike und Fahrer. Wenn der Fahrer verkrampft ist, kann alles zusammen nicht harmonisieren.

Jan berichtet nun, was sich beim Versuch und am Rest des Wochenendes abspielte:

Es passierte etwas nahezu Magisches: Ich fuhr raus und wurde jede Runde schneller. Plötzlich konnte ich die Bremse aufmachen und ohne Mühe einlenken. Am Ende war ich 1,5 Sekunden schneller als in den Trainings. Mir fehlten nur zwei Zehntel auf Rang 7 und ich war trotzdem auf Platz 14.  Doch wir hatten noch ein zweites Quali! Allerdings fing in diesem, bevor ich eine komplette Runde fahren konnte, schon an zu regnen. Somit waren keine Verbesserungen mehr möglich. Trotzdem erwartete ich mir viel von den Rennen.

Die Wettervorhersage hatte sich gebessert. Es sollte den ganzen Tag trocken bleiben. Im Warm Up hatte ich ein gutes Gefühl und war bereit für die Rennen. In Lauf eins fuhr ich in die Warm Up Runde und plötzlich setzte Regen ein. Ich war mir nicht sicher, wie stark und wie lange es schon geregnet hatte und konnte die Grip Verhältnisse nur schwer einschätzen. Als wir auf die letzten beiden Kurven zufuhren regnete es deutlich stärker, aber das Rennen wurde trotzdem gestartet. Ich war sehr vorsichtig, da ich keine Ahnung hatte, wie viel Grip die Strecke tatsächlich hatte. Dabei überholten mich ein paar Fahrer. Nach 5,6 Runden hörte der Regen auf und ich fing an zu pushen. Doch ich konnte nur noch zwei Fahrer überholen und fuhr auf Rang 18 ins Ziel. Unglaublich frustrierend! Ich hasse diese Bedingungen und konnte wieder nicht über meinen Schatten springen.

Lauf Nummer Zwei war dann tatsächlich trocken. Ich fuhr mit etwas Wut im Bauch und hatte einen guten Start. In Kurve drei überholte ich vier Fahrer, berührte dabei einen weiteren und verlor die Plätze wieder. Doch dann zog ich richtig durch, bis ich mich auf Rang 8 vorgearbeitet hatte. Anschließend fuhr ich sehr konstante Zeiten und war direkt am Hinterrad von Bastien Mackels. Ich fand aber keinen Weg vorbei, da wir exakt den gleichen Speed hatten. Am Ende musste ich abreißen lassen, da mein Hinterreifen abbaute und kam als 8ter ins Ziel. Ein versöhnlicher Abschluss für ein schwieriges Wochenende. Leider bin ich wieder zu spät auf Speed gekommen. Aber von 14 auf 8 in Lauf Zwei war eine gute Steigerung.

Es war fantastisch, vor Heimpublikum zu fahren. Und toll, so viele Freunde und Sponsoren mit an der Strecke zu haben. Nun haben wir noch eine letzte Chance, um richtig zu rocken und diese werden wir mit all unseren Möglichkeiten nutzen.

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