Mit großer Freude dürfen wir bekannt geben, dass Jan sehr kurzfristig an der Langstrecken-Weltmeisterschaft (EWC) teilnehmen wird. Jan wird im französichen Team "Energie Endurance 91" auf einer Kawasaki ZX 10RR in der Klasse Superstock an den Start gehen.

Wir werden Euch hier einen Blog anbieten, damit ihr top informiert bleibt.

Wie es dazu kam

Vergangenes Wochenende fanden zwei Läufe zur bulgarischen Motorradmeisterschaft statt. Oder etwas präziser gesagt, es handelte sich um die erste Veranstaltung 2022 des "BMU European Road Racing Championship", ausgetragen in Griechenland auf der Strecke "Serres". Jan's bulgarische Mechaniker, Koko und Lee, hatten dafür gesorgt, dass Jan auf einer 2013er Kawasaki zu Trainingszwecken teilnehmen konnte. Im Starterfeld fand sich auch Martin Choy, der amtierende bulgarische Superbike Meister, der von Koko betreut wurde. In der zweiten Trainingssession stürzte Choy und brach sich die Hand. An dieser Stelle gute Besserung, Martin.

Das war großes Pech, denn Martin Choy wäre direkt nach dem Rennen am Sonntag nach Le Mans geflogen, um dort in der Langstreckenweltmeisterschaft am ersten offiziellen Event des Jahres im französischen Team Energie Endurance 91 an den Start zu gehen.

Jan war im Winter schon in Kontakt mit dem Team und jetzt wurde kurzfristig vereinbart, dass Jan zumindest in Le Mans die Kawasaki pilotieren wird. Des einen Pech, des anderen Chance. Allerdings sehr kurzfristig. Jan beendete beide Rennen in Griechenland auf dem obersten Podestplatz. Nach dem zweiten Rennen hatte er nicht mal mehr Zeit, zur Siegerehrung zu gehen. Er musste rasch seine Sachen zusammen packen, um den Flieger nach Stuttgart zu erwischen. Dann nach Hause, auspacken, auslüften, Katzen streicheln, ein paar Stunden schlafen, zusammen packen, Wohnmobil auswintern und heute gegen Mittag mit dem Freund und treuen Weggefährten Jan Gutensohn aufbrechen in Richtung Le Mans. Knapp 950 km Strecke, so gegen Mitternacht wird wohl ins Fahrerlager eingefahren. Und morgen geht es schon los mit der Veranstaltung, heute stand der Aufbau auf dem Programm.

Ich werde nun jeden Tag einen Blogeintrag unten anhängen, damit könnt ihr immer nachverfolgen, was abgegangen ist.

Informationen

Team Energie Endurance 91
Klasse Superstock
Startnummer 91
Motorrad Kawasaki ZX 10RR
Fahrer Christian Napoli (ITA)
Pawel Szkopek (POL)
Jan Mohr (AUT)
Livetiming EWC Livetiming
Livestream Servus TV Live Stream

Zeitplan Donnerstag, 14.04.22

09:45 - 11:45 Freies Training
16:00 - 16:20 Q1 Fahrer BLAU (Chris)
16:30 - 16:50 Q1 Fahrer GELB (Jan)
17:00 - 17:20 Q1 Fahrer ROT (Pawel)
20:30 - 22:00 Nachttraining

Zeitplan Freitag, 15.04.22

10:20 - 10:40 Q2 Fahrer BLAU (Chris)
10:50 - 11:10 Q2 Fahrer GELB (Jan)
11:20 - 11:40 Q2 Fahrer ROT (Pawel)

Zeitplan Samstag, 16.04.22

09:00 - 09:45 Warm up
14:00 Startaufstellung
15:00 Start 24h Rennen

Zieleinlauf ist dann am Sonntag um 15:00. Eh klar bei 24h :-)

Dienstag, 12.04.2022

Wenn ich dem heutigen Tag eine Headline geben sollte, würde ich mich für "Der Kennenlerntag" entscheiden. Nach der spät nächtlichen Ankunft gestern ging es heute um das Kennenlernen. Das Team, die anderen Piloten, das Bike, die Strecke, das Format,... total spannend und jedenfalls sehr positiv.

Jan wurde freundlich im Team aufgenommen, die meisten Teammitglieder sprechen Englisch. Und sonst wird kreuz und quer übersetzt, im Notfall mit Händen und Füßen. Das Klima ist offen und hilfsbereit, auch zwischen den Fahrern. Im Einzelsport ist das eine andere Geschichte, wie Jan aus Erfahrung berichten kann. In einem Endurance Team aber müssen die drei Hauptakteure zusammen halten. Nur gemeinsam kann das Ding gerockt werden. Das ist auf der einen Seite eine tolle Sache, auf der anderen Seite erhöht es den Druck beträchtlich. Die Vorstellung, durch eine falsche Entscheidung, auch alle anderen Fahrer um den Erfolg zu bringen, ist nicht so schön. Gerade im Motorsport, in dem permanent auf des Messers Schneide getanzt wird, ist es eine wahre Kunst, permanent am Limit zu agieren, jedoch nicht darüber zu gehen.

Am Vormittag konnte Jan zum ersten Mal auf die Strecke. Er drehte ca. 10 Runden und machte sich mit Le Mans auf einer Kawasaki vertraut. Es fühlte sich ziemlich gut an, das Limit wurde noch nicht gesucht. Es ist einfach nicht sinnvoll, hier falschen Ehrgeiz zu entwickeln und schon beim Herantasten zu viel zu riskieren. Der zweite Stint fiel dann aber im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Die Schleusen des Himmels öffneten sich. Im Gegensatz zur IDM wird hier das Fahrwerk nicht umgebaut, wenn sich die Verhältnisse ändern. Es muss ausreichen, das Setup zu ändern. Gesagt, getan. Im Regen fuhr Jan zwei weitere Stints, der Dunlop Regenreifen war, wie auch die Elektronik der Kawasaki, weiteres Neuland. Dann passierte einem Fahrerkollegen ein Missgeschick und er stürzte. Dem Fahrer ist nichts passiert, am Motorrad dafür umso mehr. Der aktive Tag war somit beendet, die Mechaniker werden wohl eine Nachtschicht einlegen. Das wird aber bis morgen sicher klappen, zumal der nächste aktive Tag erst am Donnerstag ist. Morgen sind administrative Themen angesagt.

Mittwoch, 13.04.2022

Vom heutigen Tag kann ich nicht viel berichten. Wie angekündigt, stand er im Zeichen der administrativen Tätigkeiten. Die ganzen technischen Abnahmen standen auf dem Programm. Begonnen vom Motorrad bis zur ganzen Ausrüstung, musste alles von den Sachverständigen freigegeben werden. Flankiert vom Fotoshooting der ganzen Fahrerfamilie wurde so der Tag über die Bühne gebracht. Auf der Strecke war nichts los. Viele Fahrer, wie auch Jan, nutzten dies für einen Trackwalk, um sich die wichtigsten Stellen von der Nähe aus anzusehen und die einer oder andere fiese Bodenwelle zu erkennen. Am Abend war gemeinsames Abendessen angesagt und Jan bereitete sich (seinen Körper) auf die kommenden Strapazen mit einer ausgedehnten Dehnungssession vor. Es wird dann nicht allzu spät die Schlafstätte aufgesucht, morgen wird ein spannender Tag, ist es doch das erste Qualifying in der Langstrecken-Weltmeisterschaft für den jungen Motorradrennsportler. Wir dürfen gespannt sein.

Donnerstag, 14.04.2022

Der Tag startete mit einem zweistündigen freien Training. Die Zeit muss halt zwischen den Fahrern aufgeteilt werden. Nach ein paar Feinjustierungen, das Motorrad wurde wegen dem Sturz im Regen runderneuert, waren dann tatsächlich ein paar Runden auf trockener Piste für Jan drinnen. Runde für Runde wurde Jan schneller, machte sich mit Bike und Piste vertraut.

Dann begannen die Qualifying Sessions. Dabei hat jeder Fahrer 20 Minuten Zeit, eine gute Zeit auf den Asphalt zu drücken. Dazwischen sind 10 Minuten Pause eingeplant. Christian machte den Anfang. In der letzten Runde passierte ihm ein Fehler und er crashte das Motorrad. Dann war Jan an der Reihe. Zum Glück hat das Team zwei Bikes dabei, bei den Trainings und Qualifyings ist das erlaubt. Beim 24h Rennen ist dann kein Motorradwechsel mehr erlaubt. Na gut. Jan fährt also raus, dreht eine Runde und dann wird abgewunken. Rote Flagge. Rein in die Box, kurz warten und dann ging es wieder raus. Aber das Bike funktionierte nicht richtig, nach wenigen Runden musste Jan abbrechen und zurück in die Box fahren. Die Motorbremse war quasi nicht vorhanden. Es hat sich dann herausgestellt, dass ein falsches Mapping auf dem Ersatzbike eingespielt war.

Wieder einmal zeigt sich, Motorradrennsport ist kein Wunschkonzert. Es gilt jetzt, professionell an den Problemen zu arbeiten, dabei ruhig und fokussiert zu bleiben. Zum Glück gibt es am Freitag noch ein zweites Qualifying, da kann der Schaden wieder gut gemacht werden. Heute jedenfalls wird noch in der Nacht gefahren, damit die Piloten die Verhältnisse bei Dunkelheit kennenlernen.

Nun kann ich Euch das Feedback von Jan nach dem Nachtraining weiter geben. Es sei unglaublich lässig, mit dem Bike in den Sonnenuntergang zu reiten. Wenn es dann dunkel wird, ist die Weitsicht nicht mehr so toll. Daran gewöhne man sich aber rasch und kann einen guten Flow entwickeln. Jan erwähnte auch, dass in einer bestimmten Kurve der Rauch der bengalischen Feuer der Fans deutlich riechbar ist, bevor diese in Sicht kommen. Die Stimmung sei unglaublich. In Frankreich sind die Leute verrückt nach Langstreckenrennen und das merkt man auch. Obwohl es erst Donnerstag ist, sind schon viele Zuschauer vor Ort und von den Campingplätzen ist die ganze Nacht Partymusik und Burnouts zu hören. Lässig.

Und noch ein Wort für alle, die das Livetiming ansehen. Der MOHR John in der Liste ist unser Jan :-). Da ist wohl bei der Anmeldung ein kleiner Fehler (auf Seiten der Veranstalter) passiert.

Freitag, 15.04.2022

Heute standen für Jan genau 20 Minuten auf dem Plan. Das zweite Qualifying fand für den Fahrer GELB = Jan ab 10:50 auf dem Zeitplan. Zuvor fuhr Christian seine 20 Minuten. Diesmal ohne das Motorrad wegzufeuern. Gut für Jan, so konnte er auf dem Hauptmotorrad die Zeitenjagd in Angriff nehmen. Und es lief gut. Erneut fand der junge Mann knapp eine Sekunde und beendetet das Q2 auf dem 11ten Platz der Superstock Wertung.

Es zeigte sich deutlich, dass es ein entscheidender Nachteil ist, wenn quer eingestiegen wird und kein Testevent auf der Strecke von Le Mans möglich war. Das sind die anderen Teams bzw Fahrer sehr im Vorteil. Somit ist Jan zwar mit der Entwicklung zufrieden, mit der absoluten Rundenzeit allerdings nicht. Mit seinen Fähigkeiten wäre deutlich mehr möglich. Aber an den Situationen, an denen man nichts ändern kann, soll man nicht verzweifeln. Im Rennen werden viele Runden gefahren und ein Langstreckenrennen, speziell eines mit 24 Stunden, hat seine eigenen Regeln. Wir werden sehen, wohin das führt.

Danach war Pawel mit seinem zweiten Qualifying an der Reihe. Leider kam er bereits in der zweiten fliegenden Runde zu Sturz. Er verletzte sich nicht, das Bike trug einen überschaubaren Schaden davon. Da für die Startaufstellung die Leistungen aller drei Fahrer miteinbezogen werden, ergibt sich für das morgige Rennen der 31te Startplatz insgesamt, in der Klasse Superstock ist es der 16te Startplatz.

Ich darf Euch noch mitteilen, dass Jan den Start übernehmen wird. Hoffentlich kann er dann in den ersten ca. 70 Minuten einige Plätze gut machen. Nicht vergessen, Start ist um 15:00. Bei Servus TV im Livestream (Englisch) und im Eurosport 2 (Deutsch, kostenpflichtig).

Sa, So - Das Rennen

Nach 24h, in denen ich fast durchgehen vor dem Fernseher gesessen bin und parallel im Laptop das Livetiming beobachtet habe, kann ich berichten, dass alles gut gegangen ist. Die 24h konnten sturzfrei über die Bühne gebracht werden. Am Ende fuhr Jan auf dem 9ten Rang in der Klasse Superstock über die Ziellinie. Überglücklich und komplett am Ende der Kräfte muss nun zuerst regeneriert werden. Ich vermute, Jan wird im Wohnmobil annähernd 24h schlafen.

Scherz beiseite. Sobald Jan wieder zu Hause ist, werde ich mir von dem Abenteuer berichten lassen und es für Euch in Worte fassen. Ich schätze bis Dienstag oder Mittwoch kommender Woche soweit zu sein.

Mittwoch, 20.04.2022

Jan ist mittlerweile wohlbehalten zu Hause angekommen. Langsam kommen die Kräfte wieder, die Regeneration von den Strapazen schreitet gut voran. Es war eine sehr coole und auch sehr herausfordernde Angelegenheit, berichtet Jan. Beim Start war Jan sehr schnell beim Motorrad. In Le Mans müssen die Fahrer, nachdem ein Signal gegeben wird, über die ganze Strecke (quer, längs wäre wohl etwas übertrieben) rennen. Dort wird das ausgeschaltene Bike von einem Mechaniker gehalten. Der Fahrer springt rauf, zieht die Kupplung, startet und fährt los. Das ist der Plan. Der Mechaniker hatte jedoch, vermutlich wegen der Nervosität, vergessen, den ersten Gang einzulegen. Somit ging die Drehzahl rauf, ohne Vortrieb. Blöde Sache. Dann Gang einlegen und zweiten Losfahrversuch durchführen. Das klappten dann auch. Durch die ca. 2 Sekunden Verzögerung lag Jan aber ein paar Plätze weiter hinten. So ca. auf dem 40ten Platz.

Jan attackierte sofort, aber nach wenigen Kurven wurde schon "Safety Car" angezeigt. Beim Start hatte es einen folgenschweren Unfall gegeben. Ein Fahrer war ganz schlecht weg gekommen, ein anderer ist hinten rein gefahren. Somit war Erstversorgung und Streckenreinigung angesagt, während sich die verbliebenen ca. 52 Fahrer hinter dem Safety Car aufgefädelt, bei Überholverbot, die ersten paar Runden zurück nehmen mussten.

Dann wurde die Strecke frei gegeben. Jan konnte bis auf Platz 28 nach vorne fahren, ehe es Zeit für den ersten Boxenstop mit Tankfüllung und Fahrerwechsel war. Beim gegebenen Tankvolumen und dem Verbrauch der Kawa war eine Stintlänge auf ca. 55 Minuten limitiert.

In Folge wechselten sich die drei Fahrer des Teams fortlaufend ab. Wie schon berichtet, gab es weder einen Sturz noch einen technischen Defekt am Motorrad. Jeder Fahrer versuchte, das Beste raus zu holen, und dabei etwas Abstand vom Limit zu halten, ein Sturz wäre fatal gewesen.

Besonders lässig war es, laut Jan, in der Nacht zu fahren. Die Strecke ist etwas beleuchtet, der Lichtkegel der Scheinwerfer ermöglicht es trotzdem recht gut, die Bremspunkte zu finden. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Strecke dem Fahrer ausreichend in Fleisch und Blut übergegangen ist. Das geht bei Jan zum Glück recht schnell, er konnte aufgrund des kurzfristigen Einsatzes bei den Trainings nicht dabei sein. Zurück zur Nacht. Ab ca. 3 Uhr früh wurde es richtig kalt. Die Kommentatoren sprachen von ca. 3°C. Das spüren dann auch die Fahrer deutlich. Durch den perforierten Kombi zieht es kalt durch, die Finger werden etwas klamm. Aber so ist das eben, in Le Mans. Um diese Jahreszeit könnte es deutlich schlimmer sein. Kollegen berichteten sogar von Schneefall. Also Glück gehabt.

Ein Faktor kam zusätzlich ins Spiel. Die mentale und körperliche Müdigkeit. Jeder Fahrer hat zwischen den Stints ca. 1h 40min Pause. Aber sich mehr als 20 Minuten hinzulegen, ist eine fatale Strategie. Denn nach dieser Zeit beginnt die Tiefschlafphase. In dieser Phase, nach z.B. 1h geweckt zu werden, hätte fatale Folgen. Deswegen war manchmal ein Powernap angesagt. Jan meinte, er habe 2 Mal ca. 5 Minuten geschlafen. Immer wieder essen, sich von den Physiotherapeuten behandeln zu lassen, Musik hören und mir Jan Gutensohn herumzualbern, war das Gebot der Stunden.

Besonders schön fand Jan den frühmorgentlichen Stint, bei dem die Morgendämmerung einsetzte. Das sind unvergessliche Momente. Mehr als 17 Stunden waren seit dem Rennstart vergangen, Körper und Geist waren in einer Art Notfallmodus und dann begann es, hell zu werden. Ein wunderschönes Erlebnis, das kann niemals vergessen werden. Auch wenn es teils bei deutlich über 270km/h wahrgenommen wird.

Danach, also vom mittleren Vormittag weg, setzte eine sehr zähe Phase ein. Die Plätze sind bezogen, Vorderteam und Verfolgerteam sind jeweils ein paar Runden entfernt. Es geht dann nicht mehr darum, 1-2 Sekunden pro Runde raus zu quetschen. Es geht darum, dass nichts mehr passiert. Und dann wird es einfach langweilig. Klingt vielleicht komisch, aber Jan fühlte es so. Kombiniert mit der Müdigkeit, kommt keine große Lust an diesem wundervollen Sport mehr auf. Das Problem ist, wenn etwas langsamer gefahren wird, dann hat der Fahrer Zeit, sich Gedanken über z.B. die Müdigkeit zu machen. Ab und an kommen vielleicht sogar Gedanken zur Sinnhaftigkeit des Unterfangens.

Wie auch immer, auch diese Phase wurde absolviert. Dann kam einfach nur noch Müdigkeit auf. Kurz nach13 Uhr raffte sich Jan auf, seinen letzten geplanten Einsatz durchzuziehen. Nach dem Motto, einmal geht's noch, zog er den Stint durch. Danach wäre Christian an der Reihe gewesen. Er konnte aber nicht mehr. So stieg Pawel auf das Bike. Aber auch er schaffte es nicht mehr, den Rest zu fahren. Für Jan bedeutete das, nochmal rein in die Ausrüstung, Müdigkeit und Schmerzen ausblenden und bis zum Ende zu fahren. Zu allen Überfluss hatte ein Team einen Motorplatzer, was eine weitere Safety Car Phase bedeutete. Langsam hinter dem Auto herzufahren, das hatte jetzt noch gefehlt. 3 Minuten vor Rennende wurde wieder frei gegeben und alle Fahrer machten sich nicht mehr die Mühe, die Reifen auf Temperatur zu bringen.

Das Überqueren der Ziellinie war nicht der viel gepriesene, hoch emotionale Moment. Es war einfach nur ein Funken von Freude, dass es endlich vorbei war. Kaum mehr in der Lage, sich auf den Beinen zu halten oder einen geraden Satz raus zu bringen, quälte sich Jan in die Box. Die Freude des Teams über dieses tolles Ergebnis konnte nicht zu Jan überspringen. Nachdem die zweite Haut namens Lederkombi ausgezogen wurde, war da nur Leere. Dann wurde mit Bier angestoßen und nach den ersten Schlucken kam wieder Energie in kleinen Portionen zurück. 

So langsam wurde klar, was geleistet wurde. Alle Fahrer und jedes Teamitglied war an oder eher über die persönlichen Grenzen gegangen. Jedes Zahnrad im Getriebe des Unterfangens hatte funktioniert und am Ende konnte es sehr erfolgreich abgeschlossen werden. Die Emotionen überwogen die Müdigkeit und es wurde gefeiert, so lange es ging (bis nach Mitternacht).

Wir dürfen sehr zufrieden sein. Mal sehen, ob weitere derartige Einsätze folgen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr hoch, schätze ich zumindest. Um zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass Jan seine ersten offiziellen Weltmeisterschaftpunkte auf dem Konto ligen hat. Es sind derer 13, das kann nur ein gute Zeichen sein.

Martin

 

 

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