Nach viel Motocross-, Ausdauer- und Krafttraining in den letzten Wochen, reisten wir hoch motiviert in die Tschechei für das zweite Event der Saison 2021. Als die IDM das letzte Mal in Most gastierte, musste Jan aufgrund einer Schulterverletzung zuschauen. Jetzt konnte er es kaum erwarten, richtig anzugreifen.

 Bei hochsommerlichen Temperaturen von rund 35°C bestritten wir die freien Trainings am Freitag. Im Ersten konnte Jan kein gutes Gefühl für das Motorrad entwickeln. Er musste derart mit dem Bike kämpfen, dass sogar Probleme mit „Arm Pump“ (Verkrampfung des Unterarms) auftraten. Jan beendete die Session lediglich auf Rang 13. In den folgenden zwei freien Trainings lieft es schon deutlich besser. Jan konnte die Plätze 12 u 10 belegen. Wie immer machten wir eine intensive Datenanlyse am Abend und die Crew konnte weiter Potenziale erarbeiten, die es am folgenden Tag auszutesten galt.

Am Samstagmorgen war Jan in einer super Stimmung. Es knisterte vor Energie. Am Vormittag in Qualifying 1 legte Jan sofort eine Rundenzeit von 1:35,9 hin, womit er eine ganze Sekunde schneller fuhr als freitags. Doch seine Konkurrenten legten ebenfalls enorm zu und so fand er sich auf Rang 12 wieder. Nach einer weiteren Datenanalyse und kleinen Änderungen am Setup konnte Jan in Q2 die Zeit weiter auf 1:35:3 drücken. Damit belegte er als Startplatz für die beiden Rennen den 10ten Platz.

Am Sonntag kühlte es plötzlich drastisch ab. Anstatt 30° hatten wir 13°. Das machte die Reifenwahl sehr schwierig, da unsere bisher gewonnenen Daten von Freitag und Samstag nicht mehr viel Wert waren. Im Warm-Up hatte Jan ein super Gefühl mit dem SC0 und konnte sich nach wie vor in den 36er Zeiten halten, obwohl der Reifen schon sehr abgenutzt war. Somit stand unser Plan und es hieß: Volle Attacke!

Die Rennen nun aus Sicht von Jan!

Rennen 1:
Vor diesem Rennen bemerkte ich, dass ich nervöser war als sonst. Ich spürte, dass heute viel möglich ist. Ich fokussierte mich und gab ab der ersten Kurve 100%. Ich legte einen guten Start hin, positionierte mich innen für die erste Schikane und überholte einige Fahrer in der ersten Kurve. Nach Runde 1 kam ich als Sechster wieder. Am Anfang von Runde 3 überholte ich Polita und fuhr vor auf die fünfte Position. Anschließend überholte mich mein letztjähriger Teamkollege Dominic Schmitter, welcher das Rennen gewann, und legte eine sehr flotte Pace hin. Ich konnte ihm nicht ganz folgen, aber trotzdem blieb er stets in Sichtweite. Zur Rennmitte hatte ich einen fantastischen Fight mit Valentin Debise und Alex Polita. Es ging ständig hin und her, doch mein Bike war so stabil auf der Bremse, dass ich immer sofort kontern konnte. Als ich mich in Runde 12 von 16 in der ersten Kurve an Polita vorbeibremste, tuschierte mich ein anderer Fahrer in Kurve zwei am Hinterrad und ich konnte einen Sturz gerade noch vermeiden. Doch bei dieser spektakulären Stunt-Einlage löste mein – in der Lederkombi integrierter – Airbag aus. Zurecht, aber danach konnte ich mich kaum mehr bewegen. Ich fuhr 3-4 Sekunden langsamer als zuvor und wurde chancenlos bis auf Rang 12 durchgereicht. Nach dem Rennen war ich sehr sauer, doch mein Konkurrent Phillip Steinmeyer kam sofort zu mir und entschuldigte sich aufrichtig. Somit war die Sache gegessen, denn wir alle wissen, dass so etwas in einem Rennen passieren kann. Also voller Fokus auf Lauf 2.

Rennen 2:
Aufgrund der „Reverse-Grid“ Regelung musste ich in Lauf 2 von Position 13 starten. Ich erwischte erneut einen guten Start, doch musste dieses Mal außen bleiben. Dort war nicht viel Platz und ich musste mich anstellen. Ich fand mich auf Position 11 wieder und wusste, ich muss sofort weiter nach vorne fahren, wenn ich um die Top 5 mitkämpfen will. Also setzte ich ein schwer-motiviertes Überholmanöver gegen meinen Teamkollegen Pepijn Bisterbosch. Doch ich war zu spät auf der Bremse und fuhr ins Kies. Dadurch verlor ich so viel Zeit, dass ich mit über 5 Sekunden Rückstand Letzter war. Ich konnte noch ein paar Fahrer überholen und mir mit Rang 15 einen Punkt sichern, aber bei der diesjährigen Leistungsdichte war nicht mehr zu holen. Natürlich ärgerte ich mich über meinen Fehler, aber dennoch verfolge ich die Devise: „I’d rather fail trying than not to try at all!“ Und ein 10ter Platz ist nicht mein Anspruch in diesem Jahr.

Dennoch haben wir einen riesigen Schritt gemacht und werden beim nächsten Lauf auf dem Nürburgring wieder richtig gut dabei sein. Am Wochenende steht ein Test auf dem Nürburgring im Rahmen der niederländischen Meisterschaft auf dem Programm, wo wir das Bike weiter in die richtige Richtung entwickeln werden. Ich kann es kaum erwarten, wieder aufzusteigen und Vollgas zu geben.

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