Ende September reisten wir mit einem klaren Ziel zum Finale der ersten Saison in der IDM Superbike 1000 nach Hockenheim. Jan wollte unbedingt in die Top 10 der Gesamtwertung kommen. Nur wenige Punkte musste er dazu auf die vor ihm liegenden Fahrerkollegen gut machen. Daraus wurde nichts, beim ersten Rennen kam Jan bereits in der zweiten Kurve unverschuldet zu Sturz. Das Ergebnis war ein Schädel-Hirn-Trauma (Gehirnerschütterung) und ein zerstörtes Bike.

 

Dabei hatte alles sehr gut begonnen. In den drei freien Trainingseinheiten am Freitag arbeitete Jan daran, das passende Setup für die Strecke zu finden. Zudem testeten wir eine neue Sitzposition, welche ein besseres Feedback während der Fahrt gewährleisten sollte. Am Abend analysierten wird den vergangenen Tag und setzten die Puzzleteile zusammen, um in den Qualifyings am Samstag das Maximum raus zu holen.

Der Samstagmorgen war bitterkalt. Die Sonne lachte zwar vom Himmel, trotzdem lag die Asphalttemperatur zum ersten Qualifying nur bei 7°C. Durch den Wind fühlte es sich an wie am Gefrierpunkt. Da für das Q2 bessere (wärmere) Bedingungen zu erwarten waren, nutzte Jan Q1 für weitere Versuche und landete trotzdem auf Platz 12, dies vor den Augen der zahlreichen Gäste aus unserer Heimat. Hockenheim ist die nächstgelegene Strecke für uns im IDM Rennkalender und bietet sich damit für Sponsoren und Freunde an, um dem Jan mal bei der "Arbeit" zuzusehen und ihn ordentlich anzufeuern.

Aufgrund der vielen Runden in Q1 wagten wir es nicht, mit dem gleichen Vorderreifen auf die wichtige Zeitjagd ins Q2 zu gehen. Und wer es nicht weiss, die Anzahl der zur Verfügung stehenden Reifen für Q1,Q2 und die Rennen ist limitiert. Also fuhr sich Jan zuerst mit der Bestückung aus Q1 warm, machte eine Pause, in der von der Mechanikercrew Micha und Michael neue Reifen bestückt wurden, und ging dann raus zum Angriff.

Und es funktionierte super. Offensichtlich hatten wir die richtigen Schlüsse aus den bisherigen Analysen gezogen. Jan konnte Q2 auf der fast nicht zu glaubenden 6ten Position beenden, sogar als schnellster Fahrer im Team MPB Racing. Die Addition von Q1 und Q2 ergab den 9ten Startplatz. So weit vorne stand Jan noch nie in einem Lauf der IDM Superbike.

Die Freude bei Jan, dem Team und den Gästen war enorm. Während die Mechaniker sich um das Bike kümmerten, bereiteten wir alles vor für das legendäre Grillfest am Samstagabend im Mohr-Racing Teamzelt. Danach führte Jan die Gäste durch die MPB Box und beantwortete alle Fragen der interessierten Fans. Das strahlende Wetter wurde genutzt, um Fotos mit Jan, dem Superbike, der Crew und den Gästen zu machen.

Gegen 17:30 wurde der Grill angeheizt und die Zapfanlage mit Mohrenbräu aus dem Fass frei gegeben. Tolle Stimmung, gute Getränke, feine Würste. Alle genossen den spätsommerlichen Abend mit Fahrerlagerflair bei uns. Als es dunkel wurde, zeigten wir als Begleitattraktion Videos und Fotos der vergangenen vier Jahre Motorradrennsport am Beamer. Gegen 22:00 löste sich die Gesellschaft auf, es wurde dann doch zu kalt.

Der Sonntag war ein bisschen wärmer als der Samstag, das Warmup trotzdem bitterkalt. Egal, der Start des ersten Rennens war am späten Vormittag geplant. Bis dahin waren die Temperaturen angenehm für Piloten und Zuschauer.

In der Startaufstellung freuten wir uns auf das bevorstehende Rennen. Es hätte die Krönung dieser toll verlaufenden Saison werden sollen. Gridgirl Sarina hatte extra neue Schuhe anfertigen lassen, da staunte Jan nicht schlecht.

Dann wurde es ernst. Die Ampeln gingen aus und Jan erwischte einen mittelmäßigen Start. Die erste Kurve wurde gut überstanden, dann ging es auf die längere Gerade vor der zweiten Kurve. Gebremst wird hier in der Superbike bei ca. 250km/h. Jan griff nach der Bremse, zog daran und plötzlich riss es das Vorderrad abrupt zur Seite. Jan ging hart zu Boden, das Bike schoss mitten durch die anderen Fahrern. Zum Glück wurde niemand getroffen, solche Unfälle können ganz böse enden.

Für Jan endete es im Medical Center, dort wurde eine Gehirnerschütterung festgestellt. Der Start zum zweiten Rennen wurde vom Arzt verboten. Wäre sowieso nicht gegangen, Jan hatte Kopfschmerzen und war definitiv nicht fähig, eine Superbikerakete am Limit zu bewegen. Und das Bike war ordentlich hergenommen, eigentlich ein Totalschaden.

Ursache für den Sturz war ein von hinten kommender Fahrerkollege, welcher zu spät auf der Bremse war und Jan in Folge am Lenker so stark touchierte, dass das Vorderrad komplette zur Seite kippte. Definitiv keine Absicht, ein Rennunfall halt. Mit sehr unangenehmen Folgen, aber damit muss im Rennsport immer gerechnet werden.

Ich war einfach nur froh, dass Jan nach diesem Unfall noch auf den Beinen war. Es nutzt nichts, in den Hätte-Wäre-Wenn-Modus zu verfallen. Wir können uns über eine fantastische Rookiesaison in der IDM Superbike freuen, Jan ist bester Aufsteiger 2018 und sein Marktwert ist deutlich gestiegen, vom Neuling zu einem ernst zu nehmenden Piloten. Nächstes Jahr wird es nicht mehr heißen "Who the fuck is Jan Mohr", wie uns ein Teamchef vom Anfang der Saison grinsend berichtete.

Am Abend wurde die Saison bei einem von der IDM organisierten Konzert im Fahrerlager gefeiert, parallel fand ein Clubbing von MPB statt. Dass Jan in der Nacht wieder fit war, bewies er mit einem Sonderauftritt als Gitarrist auf der IDM Bühne.

Das war's also vom Einstiegsjahr in die IDM Superbike 1000. In den nächsten Wochen werden wir Euch eine Saisonzusammenfassung erstellen und die Pläne für 2019 verraten. Aktuell laufen Gespräche mit mehreren Teams der IDM Superbike 1000.

Bevor wir den Bericht beenden, möchten wir uns ganz herzlich bei den vielen Menschen bedanken, die mitgeholfen haben, ein solch grandioses Rennsportjahr zu absolvieren. Es sind so viele Menschen beteiligt, eine komplette Aufstellung würden den Rahmen sprengen. Wir danken zusammenfassend:

  • MPB Teamchef Marcel Philipp Bach und dem gesamten Team
  • MPB Fahrerkollegen Manu #12, Dani #92 und Stefan #89
  • Crewchief Swen Nikella
  • Kernteam Michael Schneider (mit Manu) und Michael Münzel (mit Azubi Max)
  • Coach Max Neukirchner
  • All unseren Partnern / Sponsoren und Fans
  • Dem ganzen familiären Umfeld mit Sabine, Ken, Ruth, Toni, Carmen, Woba,...

DANKE, bis bald

Martin und Jan #5

powered by ...