Sechs Wochen nach dem IDM Auftakt trafen sich die Superbike 1000 Piloten erneut in Oschersleben im Rahmen der Langstrecken WM. Jan hatte zuvor ein Training in Hockenheim eingelegt. Es lief sehr gut und dementsprechend wurden die Erwartungen höher geschraubt. Aber die anderen Fahrer haben auch nicht geschlafen und so wurde es zu einer heißen Partie auf und neben der Strecke.

Da alle Boxen an die Fahrer der Langstrecken WM vergeben wurden, richteten wir uns am Mittwoch Abend in einem gemieteten großen Festzelt im Fahrerlager ein. Bei vier Fahrern im Team ist der Platzbedarf ordentlich hoch. Der Großteil des Teams reiste erst am Donnerstag an, war doch der erste aktive Auftritt erst auf 18:15 geplant. Langweilig wurde uns nicht, im Team ist immer was los, wir haben es schon sehr lustig miteinander, so muss es sein.

Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, die Temperaturen waren jenseits der 30° Marke zu finden. Unbeeindruckt streifte sich Jan das Leder über und freute sich darauf, das in Hockenheim beim Training Gelernte auf die tolle Strecke in Oschersleben umzumünzen. Wie so oft, kommt es dann anders als man denkt. Wir trafen eine tollkühne Reifenwahl und Jan rutschte mehr oder weniger um die Strecke. Keine guten Zeiten auf dem Zettel. Die Ursache war klar und so musste sich Jan bis zum Freitag gedulden.

Bei erneut traumhaftem Sommerwetter und diesmal dem passenden Reifen konnte sich Jan schlagartig steigern und fuhr bereits 1/2s schneller als die beste Zeit beim ersten Oschersleben Event dieses Jahres. In den beiden Qualifyings wurde diese Zeit noch oft erreicht, schneller ging es für Jan aktuell nicht. Trotz der guten Zeit stand am Ende "nur" P15 am Monitor. Warum? Weil das Niveau in der IDM Superbike 1000 dieses Jahr brutal hoch ist.

Zitat Jan nach dem Quali:
"Das war wohl mein Limit. Ich fühlte mich extrem schnell, rutsche aus jeder Kurve raus, schleife die Verkleidung in Schräglage kaputt und bremse am absoluten Limit. Und dann sagt man dir, dass die noch über zwei Sekunden schneller fahren... da freut man sich natürlich :/"

Trotzdem kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Immerhin konnte Jan solche Zeiten konstant fahren, das ist immer ein gutes Zeichen für die Rennen. Die Mechanik-Crew richtete das Bike für den Samstag her, wir analysierten Daten auf der Suche nach weiteren Potentialen und am Fahrwerk wurde auch noch eine Kleinigkeit umgestellt. Schließlich gingen wir zeitig zu Bett, an den Renntagen fand das Warmup immer schon um 9:00 statt.

Samstag, Rennen 1

Der Start war nicht perfekt. Mit der Launch Control kommt Jan einfach noch nicht zurecht. Diesmal schoss das Vorderrad nach oben und schon waren ein paar Plätze bis in die erste Kurve verloren. Deswegen hatte Jan in den ersten Runden viel Arbeit damit, an ein paar Fahrern vorbei zu kommen. Überholen ist in Oschersleben eine große Herausforderung und die Jungs halten ordentlich dagegen, da wird einem nichts geschenkt. Dann war Jan auf P13 angekommen und fuhr ein einsames Rennen. Viel Luft nach vorne und hinten. Gegen Ende jedoch kam der Fahrer auf P12 in Reichweite und Jan nutzte die Chance mit einem harten Ausbremsmanöver in Kurve 3. Ein Konter war diesmal nicht möglich und so brachte Jan den guten 12ten Platz über die Ziellinie. Das ganze Team freute sich, die Zeit war nochmal ein wenig besser geworden und am Sonntag war ja noch ein Rennen im Plan.

Sonntag, Rennen 2

Früh am Morgen zog Jan seine Runden mit dem Fahrrad auf der Strecke. Wie jeden Rennmorgen wird dabei der Körper geschmeidig in Schwung gebracht. Dies auf der Strecke machen zu können, ist immer ein wunderbar emotionales Ereignis. Dann ein Powerfrühstück einwerfen und nach kurzer Zeit beginnt das eigentliche Aufwärmtraining und Rennfahrerritual.

Das 15 minütige Warmup auf den "alten" Rennreifen lief mit P10 schon mal großartig. Für Spannung sorgte das Wetter, es waren Gewitter kurz nach Mittag angesagt und der geplante Rennstart war um 13:30. Ein paar Tröpfchen waren in der Startaufstellung zu spüren, vereinzelt und somit nicht weiter schlimm. Zum Glück hielten die Wolken den Regen bis 20 Minuten nach dem Rennen zurück. Hier das Rennen aus der Sicht von Jan:

„Nach einem erneut schlechten Start hatte ich wieder alle Hände voll zu tun, um mich in den ersten Runden vorzukämpfen. Nach 3 Runden war ich auf Rang 12 und war nicht weit von der Kampfgruppe bis Rang 6 abgeschlagen. Ich versuchte, die Lücke zuzufahren, was mir auch kurz gelang, doch dann musste ich das Material und mich so überfahren, dass ich nicht mehr ganz folgen konnte. Nach ungefähr 13 Runden schloss ich wieder etwas auf und konnte mich dann sogar auf Platz 11 vorkämpfen. Dann bemerkte ich, dass ich dem Zehntplatzierten immer näher komme, aber es waren nur noch zwei Runden zu fahren. So quetschte ich nochmal alles raus und fuhr pro Runde eine Sekunde schneller, als mein Vordermann, doch die eine Runde hat mir noch gefehlt. So wurde es Rang 11 am Ende"

Wow, viertes Rennen und zum vierten Mal in den Punkten, das kann sich sehen lassen. Bei den etwas kühleren Bedingungen hatten die vorderen Fahrer mehr Gripprobleme als Jan und damit schrumpfte der Zeitunterschied sowohl über die gesamte Renndistanz gesehen als auch bei Betrachtung der schnellsten Rundenzeit auf ein sehr vielversprechendes Maß.

Glücklich mit der Performance, den Ergebnissen, der Arbeit des Teams und des mittlerweile entstandenen Teamspirits machten wir uns nach dem Zusammenpacken auf den Heimweg nach Österreich. In wenigen Wochen steht die sehr herausfordernde Strecke in Zolder (Belgien) auf dem Plan. Wir werden berichten.

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