Nürburg, 06.05. - 08.05.2016
Bereits wenige Tage nach der Heimkehr vom Lausitzring machten wir uns auf den Weg zum Nürburgring. Die Kälte der letzten Tage war vergessen, die Prognosen sagten stabiles Schönwetter bei knapp 20°C voraus. Das freute die ganze Familie, bei diesem Event waren wir komplett vertreten.

Die Anfahrt am Donnerstag verlief problemlos, einen Platz im Fahrerlager neben Kuglers hatte wir schnell bezogen und eingerichtet. Mechaniker Micha mit Frau Manuela konnten am Donnerstag noch nicht kommen, Micha musste am Freitag zur Arbeit.

Besonders gefreut hat uns, die Familie Hähle wieder zu sehen. Adrian fährt diese Saison in der IG Königsklasse und wir haben insgesamt drei gemeinsame Veranstaltungen im Rahmen der IDM.

Wie immer hatte Jan das vorangehende Event analysiert, Verbesserungspotentiale identifiziert und mit Maßnahmen versehen. Die Orientierung muss nach vorne sein, auf Erfolgen ausruhen darf sich ein Rennfahrer nie.

Am Freitag standen zwei freie Trainings für den R6 Cup auf dem Zeitplan. Jan kam von Anfang an super mit der Strecke zurecht, konnte die geplante Linie gut umsetzen und hatte jede Menge Spaß auf dem Bike. Am Ende des ersten Trainings war Jan auf Platz 11 zu finden.

In der folgenden Analyse konnte Jan aber noch einige potentielle Verbesserungsmöglichkeiten erkennen, welche im zweiten Training etwas mehr als eine Sekunde einbrachten. Auch die anderen Fahrer wurden schneller, Platz 10 war am Ende des Tages ein tolles Ergebnis.

Im ersten Zeittraining am Samstag konnten nochmal 4/10 raus gequetscht werden, es reichte für Platz 12. Die Dichte war sehr hoch, 1/2 Sekunde schneller hätte schon Platz 6 bedeutet. Also Feuer frei für das zweite Zeittraining. Leider wurde Jan dabei von technischen Problemen ausgebremst. In der ersten fliegenden Runde brach das Schaltgestänge und Jan rollte in die Box. Micha lief sofort auf Hochtouren und konnte die Schaltung innert weniger Minuten reparieren, allerdings ohne den Schaltautomaten. Jan nutzte die verbliebenen 12 Minuten und konnte, nachdem er sich 1-2 Runden an das Schalten ohne Zündunterbrecher gewöhnen musste, die Zeit vom ersten Zeittraining nochmal fahren.

Am Ende landete Jan auf dem 15ten Startplatz für das Rennen. Aber die Performance ohne den Schaltautomaten ließ hoffen, dass es im Rennen nochmal deutlich nach vorne gehen könnte.

Am Abend kochte Manu frischen Spargel aus der Region Nürnberg während die Jungs die Strecke besichtigten, Ken lernte hierbei den Roller von Micha lieben. Etwas Luxus muss halt auch sein. Und dann hatte wir noch einen feinen Abend mit diversen Besuchern. Mal beehrten uns Kuglers mit Kurt, dann kam Matti auf ein Bierchen vorbei. Einfach schön, im Fahrerlager von angenehmen Menschen umgeben zu sein.

Nun die Erzählung des Renntags aus Sicht von Jan:

Am Sonntag musste ich leider bis um 15: 00 Uhr warten, bis es endlich losging. Ich und Micha waren noch in der Startaufstellung der Superbikes, um uns die Startprozedur genau anzusehen. Ich ging meinen Plan immer wieder durch und sah mir das eine oder andere Rennen an. Als es dann endlich so weit war, startete ich mein Aufwärmritual und war voll fokussiert. Ich fuhr als Erster in die Startaufstellung und führte mein Ritual dort fort. Dieses Mal hatte uns Micha ein Grid Girl organisiert, also waren wir zu viert. Danke Sarina, das sieht doch gleich viel besser aus :-).

In der Warm-Up Runde schoss ich mich ordentlich ein. Dann gingen die Startlichter aus. Ich hatte einen mittelmäßigen Start.Die Reaktion war gut, aber mir stieg das Vorderrad etwas und ich musste leicht vom Gas. Anschließend wurde ich zwischen zwei Fahrern eingezwängt und musste das Gas nochmal kurz zu machen. Glücklicherweise bin ich ohne Probleme durch die erste Kurve gekommen, denn die ist am Nürburgring immer kritisch. Ich konnte in den ersten Kurven gleich ein paar Positionen gut machen. Auf der langen Gegengeraden konnte ich mich dann an meinen Vordermann ransaugen und ihn in die Schikane den Berg hoch ausbremsen. So kam ich das erste Mal über Start- Ziel bereits auf dem 11. Platz vorbei.

Ich war dann hinter Jan Viehmann und konnte ihn ein wenig studieren. In der zweiten Runde konnte ich sofort eine 1:33,2 fahren, was über ein halbe Sekunde schneller war als alles, was ich an diesem Wochenende bisher gefahren bin. Ich bemerkte, dass ich, aufgrund meiner Linie, in die letzte Kurve viel später reinbremsen konnte als Jan. Dafür kam er immer extrem schnell auf die Zielgerade raus und auf dem Rest der Strecke schenkten wir uns gar nichts. Also versuchte ich es in die letzte Kurve rein. Ich kam vorbei und konnte die Position halten. Dann war ich 2-3 Sekunden hinter Dominik Rubin und musste richtig kämpfen um ihm näher zu kommen. Ich konnte die Lücke aber zufahren. Dominik war überall so extrem spät auf der Bremse, dass ich dort einfach nicht vorbei kam. Also probierte ich es beim Umlegen in der langen SKurve. Dort konnte ich mich durchpressen, wusste aber, dass er jetzt von außen kommt und mehr Schwung mit auf die lange Gerade nehmen kann. Deshalb ging ich extrem früh aufs Gas. Dabei habe ich es etwas übertrieben und das Hinterrad rutschte mir zu stark. Ich musste etwas Gas wegnehmen und da war Domi schon wieder vorbei. Dann überholte mich auch Jan wieder.

Jetzt waren wir in einem Dreierpulk. Jan probierte es gegen Dominik auf der Bremse, war aber zu spät dran und musste weit gehen. Also war ich wieder direkt hinter Dominik. In der zweitletzten Runde kam ich dann mit extrem viel Speed auf Start-Ziel raus und konnte mich auf der Geraden neben Domi setzen. Die folgende Kurve bremste ich am aller letzten Zacken an und bog vor ihm in die Kurve ein. Dann konzentrierte ich mich einfach nur darauf, jetzt so schnell wie möglich zu fahren. Das hat dann auch funktioniert und ich konnte mich sogar etwas freifahren. Ich kam mit einem kleinen Vorsprung als Neunter ins Ziel! Die Freude ist riesig über meine Aufholjagd und die coolen Überholmanöver.

Wow, Jan ist nun in den Top 10 angekommen, sogar ein einstelliges Ergebnis ist es geworden. Zum Feiern blieb aber keine Zeit, wir mussten schnell zusammen packen und die Heimreise antreten. Am nächsten Tag musste Jan zur schriftlichen Matura antreten.

Renntechnisch ist nun eine lange Pause angesagt, erst in der zweiten Juliwoche findet in Zolder (Belgien) ein Doppellauf statt.

Viel Zeit für Analysen, Studium der aufgezeichneten Daten und vielleicht dem einen oder anderen Rennstreckentraining.

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