Ende September fand das Saisonfinale des ADAC Junior Cup powered by KTM in Hockenheim im Rahmen der IDM statt. Jan hatte sich vorgenommen, noch einmal so richtig anzugreifen. Und das tat er auch. Voller Einsatz bei allen Auftritten machten sich am Ende bezahlt, hatten aber auch ihren Preis.

Am späten Freitagnachmittag fand das freie Training statt. Eine halbe Stunde vor dem Einsatz verdunkelte sich der Himmel und wir befürchteten Regen.  Aber glücklicher weise fielen die ersten Regentropfen erst kurz nach dem Ende des Trainings. Hockenheim ist eine der wenigen Strecken im ADAC JC Kalender, welche Jan schon kannte. Beim zweiten Gaststart 2014 hatte er sich hier schon versucht.

Super vorbereitet, mit klarer Strategie, was Linienwahl, innere Einstellung und Zielsetzung betraf, ging Jan konsequent zur Sache. Am Ende des freien Trainings konnte er die fünftschnellste Zeit in den Asphalt von Hockenheim brennen. Es war angerichtet! Fahrer, welche dieses Jahr schon Rennsiege verzeichnen konnten, waren hinter Jan gelistet.

Dementsprechend extra motiviert ging Jan am Samstagvormittag in das erste Qualifying. Wir hatten am Freitag noch die Übersetzung gewechselt und zusammen mit den fahrtechnischen Erkenntnissen aus Jans Turnanalyse sollte noch mehr drin sein. Es ging auch gleich sehr gut los, aber nach wenigen Runden riss die Kette und Jan konnte nur noch zusehen, wie sich die Kollegen verbesserten. Platz 12 war deutlich unter den Erwartungen für dieses Wochenende.

Die Reparaturarbeiten waren überschaubar und so konnte Jan problemlos zum zweiten Qualifying an den Start gehen. Auch hier war volle Attacke angesagt und Jan konnte sich gleich weit nach vorne verbessern. Dann allerdings rutschte Jan wegen zu starken Bremsens in eine Kurve rein das Vorderrad weg und eine Fortsetzung des Qualifyings war nicht mehr möglich. Trotzdem reichte es für die zweite Startreihe in insgesamt sechster Position.

Jan blieb glücklicher Weise unverletzt, beim Motorrad war durch den Sturz einiges kaputt gegangen. Vor allem der Bruch der Gabelbrücke und damit verbundener Anbauteile verursachten längere Reparaturzeiten. Durch die Hilfe mehrerer Fahrerväter konnte das Bike zeitgerecht repariert werden. Das ist schon schön, wenn in einer Einzelsportart zwar hart gekämpft aber trotzdem geholfen wird, wenn jemand alleine nicht mehr weiter kommt. DANKE!!!

Dann also das Rennen. Aus dem Qualifying war schon ersichtlich, dass die vordersten vier Fahrer extrem schnell waren und wohl im Rennen nicht zu knacken sein werden. Die Fahrer von Position 5 bis 12 hingegen waren sehr nahe zusammen. Es konnte also damit gerechnet werden, dass man sich mit harter Arbeit in der Gruppe durchsetzt.

Der Start verlief gut, Jan konnte sich in der ersten Kurve auf Position 5 verbessern. Wie erwartet zogen die davor liegenden Fahrer davon, Jan führte also die Verfolgergruppe an, eine schwierige Aufgabe, der Führende kann nicht vom Windschatten profitieren. Und so ging in der zweiten Runde Max an Jan vorbei, eine Runde später war dann wieder Jan vorne. Teils bremsten die Piloten zu dritt oder viert nebeneinander in die Kurve rein, ein echtes fahrtechnisches Gemetzel. In Runde vier verbremste sich Jan etwas und schon wurde er drei Plätze zurückgereicht. So schnell kann das gehen, hier werden keine Fehler verziehen. Der Platzsprecher kommentierte dann auch: „Der Jan Mohr hat in dieser Runde wohl eine Gurke eingebaut …“

Und dann plötzlich ließ die Bremse nach. Jan zog den Bremshebel auf Anschlag und hatte trotzdem nicht mehr die volle Bremswirkung. Ein Drama, gerade inmitten der Verfolgergruppe war dies nicht erbaulich. Aber Jan blieb ruhig und versuchte auf den Geraden die Position des Bremshebels zu verstellen. Es dauerte 1,5 Runden bis es wieder funktionierte, in dieser Zeit war Jan aber schon ca. 3 Sekunden hinter der Verfolgergruppe auf Rang 12 zurückgefallen.

Nun war es an der Zeit, das Beste aus der Situation zu machen. Jan gab alles und reduzierte den Rückstand auf die Gruppe Runde für Runde. Am Ende der zweitletzten Runde hatte Jan aufgeschlossen und bereits einen Fahrer überholt. In der darauf folgenden letzten Runden pflügte Jan durch die Gruppe und schaffte es, drei weitere Fahrer hinter sich zu lassen. Auf der Ziellinie war es dann Rang 8 (Rang 7 in der ADAC Gruppe, ein Gaststarter war auf Rang 2). Somit konnte das beste Saisonergebnis eingefahren werden, und nach der kämpferischen Aufholjagd waren wir überglücklich und beeindruckt von unserem jungen Rennfahrer.

Am Abend fand die Pokalübergabe für die Gesamtwertung des Cups statt. Aufgrund des tragischen Unfalls von Jonas #5 in Oschersleben wurde auf eine Feier verzichtet. Jan liegt insgesamt auf Rang 14 mit 21 Punkten auf dem Konto. Das Lehrjahr im Motorradrennsport kann aus unserer Sicht als äußerst erfolgreich und vielversprechend bewertet werden, war Jan doch ohne Vorserien in den Cup eingestiegen.

Nun lassen wir ein paar Tage ins Land ziehen, dann werden wir uns neu orientieren und es gilt zu entscheiden, ob die Motorsportkarriere von Jan weiter gehen soll / kann. Infos dazu könnt Ihr natürlich hier auf unserer Website finden, sobald wir die Entscheidungen getroffen haben.

Martin, 29.09.2015

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