Ende Juli stand das Schleizer Dreieck auf dem Terminplan. Im R6 Cup konnte sich Jan mit der "Naturstrecke" nicht anfreunden, zu viele nicht so tolle Erlebnisse sind passiert. Dieses Jahr wurde die Liebe zu Schleiz geboren.

 

Was auch immer von der Strecke mit den eher kritischen Sicherheitselementen gehalten wird, das Zuschauerinteresse ist immer wieder faszinierend. Sind die Zuschauerzahlen in der IDM oft nicht berauschend, so kann das in Schleiz nicht behauptet werden. Volle Tribünen, Fans so weit das Auge reicht, das ist das Brot des Rennfahrers. Autogrammkarten gehen weg wie warme Semmeln, viele Fans kommen sogar mit selber gemachten Fotos der vergangenen Jahre und lassen sich ein Autogramm darauf geben.

Auch das Wetter spielte mit, an allen Tagen waren die Lufttemperaturen bei 30°C oder mehr. Sommer pur, für Motoren, Fahrer und Teams eine richtige Herausforderung.

Bei der Anreise standen die Fahnen auf Halbmast. Jan hatte sich einen Infekt eingefangen, der Kopf war dumpf und die Taschentüchervorräte schwanden dahin. Erstmalig dieses Jahr war Mama Sabine bei einem Rennwochenende dabei, zusätzlich unterstützt wurde Jan von Onkel Woba #711 und Kumpel Geri #142.

Aufgrund der Erkältung musste Jan am Freitag in den freien Trainings eine vernünftige Strategie wählen. Er drehte meist 4-5 Runden, erholte sich dann und fuhr nochmal ein paar Runden mit einem abschließenden Starttest am Ende der Session.

Es lief hervorragend. War Jan an den vergangenen Rennwochenenden noch eher ein "Sonntagsfahrer", glänzte er in Schleiz schon in den freien Freitagstrainings. Es konnten immer Platzierungen um den 10ten Platz erreicht werden. Und das junge Plänzchen der Liebe zu Schleiz begann zu wachsen.

Am Samstag standen die beiden Qualifyings auf dem Programm. Noch immer nicht ganz fit, konnte Jan seine Leistungen des vorherigen Tages trotzdem auf den Asphalt bringen, verbesserte die Rundenzeit sogar um eine ganze Sekunde. Wir konnten uns am Ende über die beste Startposition der laufenden Saison freuen. Startplatz 11 war ein großer Erfolg. Auch weil die Zeiten der Piloten unmittelbar vor Jan nur geringfügig besser waren. Das versprach zwei spannende Rennen in Kampfgruppen mit sehr prominenten Namen wie Jan Halbich, Dominik Schmitter usw.

Auch der Sonntag begrüßte uns mit wunderbarem Sommerwetter. Schon bald füllten sich die Tribünen mit den Zuschauern, das erste Rennen der Klasse Superbike wurde um 11:20 Uhr gestartet. In der Startaufstellung waren Michi Münzel, Micha Schneider, Sabrina Sabel, Jan und ich voller guter Dinge. Fraglich war, ob Jan die Kraft findet, die 18 Runden des Rennens halbwegs konstant zu fahren. Gesund war er definitiv noch nicht.

Dann war es soweit. Der Start gelang gut, die erste Kurve wurde ohne gröbere Probleme absolviert und bald bildeten sich die Gruppen, wie in den Rennen so üblich. Jan war wie erwartet in der dritten Fahrergruppe, welche von Platz 11 bis Platz 7 reichte. Das ganze Rennen wurde in dieser Formation gefahren, kein Fahrer konnte sich absetzen, kein Fahrer verlor an Boden. Und so kamen die finalen Attacken in den letzten zwei Runden. Nach vorne ging es für Jan nicht, er ist in der Superbike vielleicht noch eine wenig zu sehr Gentlemanfahrer und trachtet danach, nur sehr saubere Überholmanöver zu machen, ohne den Gegner zu behindern.

Von hinten kam allerdings die Attacke und so versuchte Jan, in die letzte S-Passage seinen Gegner auszubremsen. Das gelang auch, aber um 20 cm zu wenig klar. So blieb der andere Pilot in der zweiten Kurve vom S innen und die beiden Herren feuerten aus allen Rohren auf die Zielgerade. Jan zog den Kürzeren, er landete auf Platz 11 mit einem Rückstand von 0,001 Sekunden. Das sind bei 250 km/h gerade mal 69 mm.

Völlig erschöpft, aber wahnsinnig glücklich über den Rennverlauf und die Performance brachte Jan das Bike zurück. Sehr schön war, dass Platz 7 nur wenige Zehntel Sekunden vor Jan über die Ziellinie gebracht wurde. Hammer!

Rennen 2 verlief etwas anders. Nachdem das Vorderrad beim Start etwas zu viel nach oben ging, musste Jan in den ersten zwei Runden voll ans Limit gehen. Das sahen wir auch in den Rundenzeiten, die zweite Runde war 4/10 Sekunden schneller als Jans Qualifyingzeit. Auf Platz 9 liegend hatte Jan aber nicht mehr die Energie und Kraft, den vorderen Fahrern zu folgen. Und so konzentrierte sich Jan darauf, mit den übrig gebliebenen Kräften zu haushalten und konnte am Ende das beste Ergebnis der bisherigen Superbike Saison einfahren. Platz 9 ließ uns jubeln! Das ganze Team war überglücklich. Offensichtlich konnte Jan einen guten Schritt in seiner Entwicklung machen und sich in einer neuen Gruppe etablieren.

Das nächste Rennen findet am Lausitzring in 4 Wochen statt. Wir werden berichten.

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